Paraschat Ki Tissa

Die Parascha in Kürze
  • Die Juden werden gezählt. Um dies zu ermöglichen, gibt jeder Mann einen halben Schekel (Geldmünze), die für die Opfer im Tempel benutzt werden. Die Schekalim werden dann gezählt
  • Es werden Gewürze und Salben für den Tempel zusammengestellt
  • Das Gebot, Schabbat zu halten wird wiederholt und betont, dass der Schabbat auch unter widrigen Umständen gehalten werden muss
  • Mosche, der nach der Übergabe der Tora in den Himmel geht, kommt nicht rechtzeitig zurück. Die Juden verlangen einen Führer an seiner Stelle. Aron, Mosches Bruder, hilft ihnen, das goldene Kalb anzufertigen
  • Als Mosche vom Berg Sinai kommt, zerbricht er die zwei Tafeln und tötet alle, die Götzen gedient haben.
  • G“tt möchte das ganze Volk vernichten und verzeiht nur durch Mosches inständiges Gebet. Daher geht Mosche nochmals auf den Berg Sinai, um neue Tafeln zu empfangen

„Konzept“ der Woche

Als Mosche vom Berg Sinai mit den beiden Tafeln herunterkommt, sieht er, wie die Juden das goldene Kalb verehren. Sofort zerbricht er die Tafeln, denn er glaubt nicht, dass das jüdische Volk jetzt dazu bereit ist, sie zu empfangen. Auch G“tt ist dieser Ansicht, aber Mosche setzt all seine Fähigkeiten dafür ein, G“tt für diese Sünde um Verzeihung zu bitten und dem Volk noch eine Chance zu geben. Mosche geht für weitere vierzig Tage in den Himmel, um neue Tafeln zu empfangen. Aber diesmal sind die Tafeln nicht wie beim ersten Mal schon fertig und G“tt überreicht sie ihm im kompletten Zustand, sondern Mosche muss sie selbst meißeln und vorbereiten. Auch die Übergabe selbst erfolgt nicht mit großen Wundern und in aller Öffentlichkeit wie beim ersten Mal. Aus diesen Unterschieden können wir erkennen, wie wir am besten mit der Tora umgehen müssen, denn die zweite Übergabe deutet uns den Weg, wie man Tora lernen soll. Um welche Unterschiede handelt es sich aber und wie ändert die Art und Weise des Toralernens unser Leben?

Unsere Weisen setzen oft die beiden Tafeln mit dem Herz der jüdischen Nation gleich. Das Herz ist das wichtigste und tonangebende Organ des Menschen. Es drückt aber gleichzeitig im übertragenen Sinne die Eigenschaften eines Menschen aus. Wenn die Tora das Herz der Nation ist und damit ihr Mittelpunkt, können wir sehen, auf welcher Stufe wir ihr gegenüber stehen. Beim Auszug aus Ägypten standen wir auf einer sehr niedrigen Stufe, auf die wir in der Zeit der Sklaverei gesunken waren. In wenigen Wochen stiegen wir auf ein Niveau, das uns würdig werden ließ, die Tora zu empfangen. Doch bei der Übergabe der ersten Tafeln gab uns G“tt gleichzeitig das Herz, so dass wir der Übergabe gewachsen waren. Dieses Geschenk kann zwar über Nacht kommen, aber um auf dieser Stufe zu bleiben, muss man sie sich über einen gewissen Zeitraum erarbeiten. Die Tatsache, dass das jüdische Volk dem goldenen Kalb als Götzen gedient hat, zeigt, dass es ihm nicht gelungen ist, auf dem hohen Niveau zu bleiben und es weiter zu verwirklichen.
Die Teschuwa für diese Tat lag darin, zum Empfang der zweiten Tafeln selbst beizutragen. G“tt befahl Mosche, die Tafeln selbst zu meißeln. Das Herz musste also vorbereitet werden, um die Tora richtig anzunehmen. G“tt hat uns damit die Möglichkeit gegeben, sie tief in unser Leben eindringen zu lassen.

Der Talmud sagt, dass G“tt kein besseres Gefäß finden konnte als die G“ttesfurcht, weil ohne G“ttesfurcht alles Wissen sinnlos ist. Nur wenn man weiß und im Herzen fühlt, dass G“tt über einem steht, kann man in diesem Bewusstsein lernen und arbeiten und sich nur dadurch entwickeln und verbessern. Der Stein, also das Herz, muss gemeißelt werden und so aufnahmebereit gemacht werden, um sich richtig mit der Tora zu verbinden. So wird die Tora wahren Einfluss auf unser Leben haben.

„Biographie“ der Woche

Rabbi Joel Sirkis – der Bach, Jahrzeit 20. Adar

Rabbi Joel Sirkis wurde 1561 in Lublin in eine angesehene rabbinische Familie geboren. Er war u.a. Rabbiner in Brisk (Brest) und Krakau, wo er einer Jeschiwa vorstand. Er gehörte auch dem Va’ad Arba Aratzos an, der Vertretung des polnischen Judentums vor dem polnischen König, die aber auch in innerjüdischen Angelegenheiten z. B. in halachischen Fragen entschied.

Rabbi Sirkis‘ berühmtestes Werk „Bajit Chadasch“ wurde in vier Teilen zwischen 1631 und 1640 veröffentlicht, dessen Akronym seinen Autor auch unter dem Namen Bach bekannt gemacht hat. Der Bach kommentierte darin die „Arba’ah Turim“ von Rabbi Jakow Ben Ascher – ein sehr wichtiges halachisches Werk und der Vorläufer des Schulchan Aruch. Er setzt sich darin auch mit den Entscheidungen Joseph Caros auseinander und bringt seine Befürchtung zum Ausdruck, dass das Studium des Schulchan Aruchs auf Kosten des Talmudstudiums ginge. Rabbi Sirkis war ein großer Anhänger der Kabbala und ein entschiedener Gegner des Studiums der Philosophie, die er mit Ketzerei gleichsetzte.

Des Weiteren schrieb Rabbi Sirkis den Kommentar „Meschiv Nefesch“ zum Buch Ruth und aus seinem mehr als 250 Responsen umfassenden Nachlass ergibt sich ein aufschlussreiches Bild des jüdischen Lebens seiner Zeit und des damaligen Umgangs zwischen Juden und Nichtjuden. Aber auch seine Anmerkungen zum Talmud sowie zur Kabbala liegen uns heute noch vor.

Zu seinen Schülern gehörte sein Schwiegersohn Rabbi David ben Schmuel HaLevi Segal, der Tas, der einen grundlegenden Kommentar zum Schulchan Aruch schrieb und stark von den Vorstellungen seines Schwiegervaters geprägt war.
Durch sein umfassendes Wissen gehörte Rabbi Sirkis zu den größten jüdischen Gelehrten seiner Zeit. Er starb im Jahre 1640. 

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel