5770 Der Monat Kislev...

SSL20893Treffen mit einem Zeitzeugen

Am 16. Dezember zündeten wir die 6. Chanukkakerze in der Jugendbegegnungsstätte Anne Frank zusammen mit dem Holocaustüberlebenden und bekanntem Historiker Prof. Dr. Arno Lustiger, um in der Ausstellung, die dem Leben und dem Tagebuch von Anne Frank gewidmet ist, über den Jüdischen Widerstand im Nationalsozialistischen Deutschland zu sprechen. Man könnte fragen, warum wir ein solches Thema in der fröhlichen Chanukkazeit aufgreifen? Die Antwort ist naheliegend. Chanukka steht für den Widerstand des Jüdischen Volkes gegen die Griechen, die versuchten, Juden geistig zu vernichten. Die Nationalsozialisten strebten aber nicht nur die geistige, sondern vielmehr die physische Vernichtung des Jüdischen Volkes an. Doch der Widerstand der Juden im Nationalsozialismus ist zumindest von den deutschen Historikern - so die Ansicht von Prof. Lustiger - weitgehend unbeachtet geblieben. Obgleich das Thema der Schoa in Deutschland breit diskutiert wird, kann kaum jemand über den Warschauer-Gethoaufstand hinaus von weiteren Beispielen des jüdischen Heldentums zu Zeiten des Nationalsozialismus berichten. Prof. Lustiger sieht den Grund darin, dass die Historiker in Deutschland sich überwiegend der Deutschen Akten bei ihren Recherchen bedienen und die Aussagen der jüdischen Zeugen dabei vernachlässigen, wodurch ein einseitiges, gar verzerrtes Bild über diese schwarze Epoche entsteht, Juden als tatenlose Opfer stigmatisiert werden und das Andenken der zahlreichen Widerstandskämpfer in Mitleidenschaft gezogen wird. Nachdem Prof. Lustiger als einer der 5 Mitglieder seiner Familie das Schrecken des Holocaustes auf eine wundersame Weise überlebte, setzte er sich als Ziel, die Informationen über dieses Kapitel der jüdischen Geschichte zu sammeln. In seinem Buch „Zum Kampf auf Leben und Tod. Das Buch vom Widerstand der Juden“ präsentierte er die Ergebnisse seiner Recherchen.

Dieses ohne Zweifel außerordentlich bereichernde Treffen in der inspirierenden Atmosphäre der Anne Frank Begegnungsstätte wurde auf Initiative unseres aktiven Teilnehmers Daniel Hofmann veranstaltet.

Für die Idee, das Treffen im Ausstellungsraum zu organisieren und für die Vermittlung danken wir Turgut Yüksel, dem Mitglied des Ausschusses für Bildung und Integration der Stadt Frankfurt. Außerdem möchten wir uns bei dem Vorstand und den Mitarbeitern der Anne-Frank Begegnungsstätte für die Mitarbeit herzlich bedanken!

Schabbat ChanukkaSSL20826

Am 11. und 12. Dezember kamen um die 60 Teilnehmer der Jewish Experience zusammen, um das Chanukka-Fest zu feiern, welches zusammen mit dem Jugendzentrum „Amichai“ veranstaltet wurde. Erev Schabbat haben wir die erste Chanukka-Kerze gezündet. Danach zündeten wir die Schabbatlichter und beteten zusammen das Kabbalat-Schabbat Gebet begleitet von Singen und Tanzen. Im Anschluss daran folgte der Kiddusch mit einer feierlichen Mahlzeit in einer warmen Atmosphäre, bei der unsere israelischen Gäste für die heitere und freileche Chanukka-Stimmung sorgten. Beim Nachtisch mit den traditionellen Sufganiot unterhielt uns Elkana Steinmetz aus Jeruschalaim mit einem Programm „Wer bin ich?“, bei dem jeder sich selbst kennen- und schätzenlernen konnte. Bei einem weiteren interaktiven Programm sollte jeder sich in einem Team auf die Probe stellen. Es hat viel Spaß und Unterhaltung gegeben. Am nächsten Tag feierten wir dann weiter in einer mehr familiären Atmosphäre mit Divrei Torah, Geschichten, schöne Schabbat-Liedern und weiteren Programmen von Elkana über den Bezug zum Land Israel und die Jüdische Identität. Mit dem Licht der Havdalah verabschiedeten wir diesen wunderschönen Schabbat, um dann die zweite Kerze zu zünden. Bis bald beim nächsten JE-Schabbaton!.

Die Juden und die Griechen

Am 8. Dezember versuchten wir mit Asaf Grünwald, einige Paradoxe der Chanukka-Geschichte zu lösen: Warum zerstörten die Griechen nicht den Tempel, wenn sie die Juden unter ihre Herrschaft zwangen? Warum zündeten Juden nach dem Makkabäer-Sieg den Chanukka-Leuchter nicht mit dem unkoscheren Öl, obgleich das nach dem Gesetz erlaubt war? Wenn das im Tempel gefundene Öl für einen Tag gereicht hätte, was ist der Wunder des ersten Tages und warum wir 8 Kerzen zünden?

Die Kunst

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Am Sonntag, dem 29. November trafen wir uns auf Initiative unseres aktiven Mitglieds Boaz Schlomowicz im Atelier des bekannten Frankfurter Künstlers Max (Moische) Weinberg, um die 30 Jahre seiner künstlerischen Schöpfung in Frankfurt zu betrachten. Moische Weinberg ist Zeitgenosse der Schoa. Geboren in Kassel, wanderte er mit seiner Familie nach Israel aus. Er erzählte, dass er nach Deutschland zurückkehrte, weil ihm in Israel, das alle seine Kräfte in die Selbstverteidigung und den Aufbau des Landes investierte, am Fortschritt im Bereich der Kunst fehlte. In Europa konnte er sich besser Entfalten, ging durch verschiedene künstlerische Phasen hindurch, bis er durch seine sozialkritischen Bilder in Pink auf schwarzem Hintergrund und seinen gewagten Stil ein unabdingbares Teil von Frankfurt wurde. Wir waren nicht anders als viele andere Betrachter seiner Kunst. Auch vielen von uns kamen seine Bilder zunächst „komisch“, „unverständlich“, „verrückt“ vor... Doch etwas später stellte man fest, dass man desto mehr Gefühl und Verständnis für seine Werke entwickelt, je länger man sie anschaut und je besser man Moische kennenlernt. Und dann auf einmal schauen einen von diesen kontrastvollen Bildern die Fratze der gleichgültigen Sekretärin mit gestelltem Lächeln an, die scheinbar einen unwillkommenen Besucher abweisen will, der Volksführer Lenin mit etwas stupidem Blick, Frauen mit vielen Augen als Vorwurf der modernen Gesellschaft, die die Frau bis zu einem Objekt der Sexualität degradierte oder der das Krematorium von Auschwit, welches sich in Gestalt eines Kreuzes auf eine schwangere jüdische Frau herabguckt, die von einem SS-Mahn brutal niedergestochen wird. Man sieht auf einmal eine Welt mit Moisches Augen, die gar nicht so Pink erscheint, wie die Farbe, mit der sie dargestellt ist.

Der Wochenabschnitt

Mit Schlomo Raskin lernten wir am 3. Dezember aus dem Wochenabschnitt der Torah Wajischlach, wie unser Vorvater Jaakow zu seinem Rechtum kam und was die Torah überhaupt empfiehlt, um Wohlstand zu erreichen und die finanziellen Krisen zu vermeiden. Einige von den Prinzipien sind: Seine Frau zu ehren und sich von ihr einen Rat zu holen, weil Männer zwar gut die Statistik und Analyse der vergangenen Ereignisse beherrschen, die Kunst, die Tendenzen der zukünftigen Entwicklungen zu fühlen ist aber die weibliche Domäne. Die Brotregeln zu beachten: Nach der jüdischen Tradition hängt Brot eng mit dem Wohlstand zusammen. Wer schlecht mit dem Brot umgeht, verschwendet sein Geld Nicht mehr als 1/4 seines Vermögens in die Aktien investieren: dies lernen wir von Jaakow, der nie seine ganzen Schafsherden, mit denen er zu einem der reichsten Menschen seiner Zeit wurde, für seine genetischen Experimente im Dienste des bösen Lavans riskierte. Er experimentierte immer nur mit einem Teil. Zdaka zu geben: Das Gebot, 1/10 von seinem Einkommen zu trennen und zu spenden sei das einzige Gebot in der Torah, bei dem G-tt uns erlaubt, ihn auf die Probe zu stellen. Sollten wir mal ausprobieren, ein Jahr zu leben, ohne zu spenden und dann ein Jahr lang, gemäß der Torah, einen Zehntel abzutrennen, werden wir feststellen, dass wir beim Spenden viel mehr finanziellen Wohlstand erfahren usw....

Die Wunder

Im Monat Kislev, am 24. November verzauberte Reb Chaim of Yerushalaim die Jewish Experience - Teilnehmer mit einer Wunder-Geschichte aus der Zeit seines Lebens als er in einem US-amerikanischen Krankenhaus als Seelsorger und selbsternannter Rabbiner sämtlicher jüdischen Patienten arbeitete. Doch das zentrale Thema der Geschichte, die unter dem Titel „Click“ bekannt wurde, waren nicht die Wunder, durch die der aussichtslos erkrankte Protagonist von seiner tödlichen Krankheit geheilt wurde, sondern die Frage, wie der Mensch auf die Wunder, die in seinem Leben passieren, reagiert. Macht es bei ihm „Klick“, wenn er eine neue Chance im Leben bekommt, und macht er aus seinem Leben etwas besonderes oder löscht er die Wunder aus seiner Erinnerung aus, um keine Verantwortung zu übernehmen und in der Routine des Alltags wie zuvor dahinzuvegetieren.

Hier sind nur einige der zahlreichen Veranstaltungen der JE genannt. Jewish Experience ist ein Programm für Studenten und junge Erwachsene, welches von RSLF unterstützt wird.
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