Wochenabschnitt Zav

Torah_pic

Es steht geschrieben, dass Rabbi Elasar einem Bettler nur dann eine Muenze geben wuerde, wenn dieser auch beten wuerde [Traktat, Baba Batra 10a].
Der Äussere Altar

Der Heilige Tempel in Jerusalem war in seiner Struktur mit der Anatomie des Menschen vergleichbar; seine Raeume und Einrichtungen entsprachen den Organen und Faehigkeiten eines Menschen. Unsere Weisen s.A. deuten darauf hin, dass als G"TT zu Mosche Rabeinu sprach "sie sollen Mir ein Heiligtum machen, auf dass Ich in ihnen wohne" [Schemoth 25:8], es nicht heisst "damit ich in ihm wohne" - sondern "in ihnen". Mit anderen Worten; waehrend der Heilige Tempel der zentrale Ort des Dienstes von Menschen an ihren Schoepfer war, sowie der Ort, an dem die G'ttliche Offenbarung sich am Staerksten manifestierte, war das Ziel des Tempeldienstes, dass der Mensch seine G"tteserfahrung, welche er aus dem Tempel bezog, in alle Aspekte seines taeglichen Lebens einbeziehen sollte. In diesem Sinne war jedes Geraet des Tempels sowie die Mitzwoth die damit ausgefuehrt wurden, am teaglichen Leben der Menschen sowie ihrem persoenlichen Dienst an G"TT angelehnt.

Der Tempeldienst ist in zwei grundsaetzliche Kategorien unterteilt: Der "innere Dienst", im Tempelinneren (im Heichal), sowie der "aeussere Dienst", der im Tempelhof (im Asarah) ausgefuehrt wurde. Auf individueller Ebene laesst sich dies auf zwei wesentliche menschliche Lebensbereiche uebertragen; erstens die spirituelle Entwicklung eines Menschen und zweitens seine mehr weltlichen Belange - d. h. seine Verbesserungsbemuehungen bezueglich seines materiellen Selbst sowie seiner Beziehung zu seiner Umwelt.

Der Weg der Flamme

Das intuitive Gefuehl eines Menschen mag ihm deuten, dass er sich von innen nach aussen vorarbeiten sollte. Zuerst kuemmert er sich um die inneren Beduerfnisse seiner Seele, erst dann wird er sich den "aeusseren Belangen" zuwenden. Nachdem sein innerer Friede und sein inneres Gleichgewicht hergestellt sind, wird er erst in der Lage sein, auch seine Umwelt zu beeinflussen. Er sagt sich, "kuemmer dich um den eigenen Hausfrieden, bevor du dich um den Weltfrieden bemuehst."

Im Tempel jedoch war die Reihenfolge genau umgekehrt. Der Tag begann im Tempel mit dem Anzuenden des Feuers auf dem Misbeach Hachizon, dem "ausseren Altar", welcher im Tempelhof stand. Und tatsaechlich, die Halacha besagt ausdruecklich, dass der "innere Altar" sowie die Menorah, welche im Tempelinneren standen, mit dem Feuer des auesseren Altars entzuendet werden muessen. Die sieben Lampen der Menorah representieren die G"ttliche Weisheit der Thora; der "innere Altar" entspricht des Menschen Verfeinerung und Perfektionierung seiner hoeheren, spirituellen Faehigkeiten. Spirituelle Voellerei ist jedoch nicht weniger egoistisch wie die physische Variante, und ein Mensch, der sich nur um seine eigene spirituelle Vervollkommung sorgt - und sei es auch in einem noch so positiven und erhabenen Sinne - stellt seinen eigenen Heiligen Tempel auf den Kopf.

Es ist zwar richtig, dass jemand der viel besitzt auch viel geben kann. Es ist auch richtig, dass wenn ein Mensch in einem bestimmten Punkt ein Manko hat, es fuer ihn extrem schwierig ist, seinen Mitmenschen in diesem Punkt behilflich zu sein. Dennoch koennen die Belange der Anderen nicht solange warten, bis wir irgendwann vielleicht einmal selber Perfektion erlangt haben. Mehr noch, sehr oft ist es so, dass wenn wir anderen helfen, wir dabei selber am meisten profitieren: Zum Beispiel ein Prinzip, welches wir Anderen erklaeren, wird uns dadurch selber noch viel verstaendlicher; Mitmenschen in einer Krise zu helfen, oeffnet uns den Zugang zu Reserven an Glauben und Staerke, die wir bis dahin kaum noch entdeckt haben. Dies ist die Lehre, die wir aus der Halacha, dass die Menorah und der "innere Altar" mit dem Feuer des "aeusseren Altars" zu entfachen sind, entnehmen koennen: Versuche Andere zu erreichen - den "Anderen" in dir selbst (d. h. dein materielles Selbst) sowie den sprichwoertlichen Naechsten, dessen Leben du mit etwas Licht und Waerme fuellen kannst. Durch solch selbstlose Taten wirst du letztlich dein eigenes Heim sowie die Kammern deines eigenen inneren Tempels mit Licht und Waerme fuellen. Dein Studium und dein Gebet werden deinen Geist und dein Herz mit echter Wertschaetzung fuer sowie mit Verbundenheit mit dem Allmaechtigen fuellen.

Schabbat Schalom!

* basierend auf den Lehren des Lubavitcher Rebben

{module Vergangene Wochenabschnitte}