Wochenabschnitt Vayechi und Das Fasten am zehnten Tevet


Das Fasten am zehnten Tevet

Der zehnte des Monats Tevet oder auch „Assara Be’Tevet“ ist in der historischen Reihenfolge der erste von vier Fasttagen, der mit der Zerstörung des Tempels in Zusammenhang steht.*)

Am zehnten Tevet des Jahres 3336 (entspricht dem Jahr 425 vor der allg. Zeitrechnung) nahm der babylonische König Nebukadnezar mit seiner Streitmacht die Belagerung der Stadt Jerusalem auf: „Und es geschah im neunten Jahr seiner Regentschaft (Königs Zidkijahus), im zehnten Monat, am zehnten des Monats, kam Nebukadnezar, König von Babel, er mit seinem ganzen Heer vor Jerusalem und lagerte davor, und sie bauten um selbiges Wälle ringsum“ (2. Buch Melachim 25,1). Etwa 30 Monate später, am 09. Tamus des Jahres 3338 schlug das Heer Nebukadnezars eine Bresche in die Mauer Jerusalems und begann mit der Einnahme der Stadt. Nur einen Monat später, am 09. Av des Jahres 3338, wurde der heilige Tempel in Brand gesteckt.

Dass als zweiter Fasttag der 17. Tamus festgelegt wurde, ist darauf zurückzuführen, dass Titus zur Zeit des Zweiten Tempels, am 17. Tamus die Stadt Jerusalem eroberte. Darüber hinaus wurde am 17. Tamus zur Zeit der Belagerung Jerusalems durch Nebukadnezar das tägliche Opfer im Tempeldienst eingestellt, aus Mangel an Opfertieren infolge der Belagerung.

Am 09. Av, dem dritten Fasttag wurden sowohl der Erste wie auch der Zweite Tempel zerstört. Am 09. Av trugen sich jedoch in der Geschichte des jüdischen Volkes noch viele weitere Tragödien zu. Der 09. Av. wurde als der dunkelste Tag in der Geschichte des Judentums bekannt.

Der vierte Fasttag, der „Zom Gedalja“, wurde auf den 03. Tischre festgesetzt. Nach der Verschleppung des Königs Zidkijahus durch Nebukadnezar nach Babel, bestellte Nebukadnezar den Juden Gedaljahu ben Achikam zum Statthalter über die im heiligen Land verbliebenen Juden. Am 03. Tischre wurde Gedaljahu von Glaubensgenossen in Folge einer Palastrevolution erschlagen. Dies hatte letztlich zur Folge, daß ein Grossteil der im heiligen Land verbliebenen Juden ebenfalls in die Galut ging.

Die Katastrophe der Zerstörung des Ersten Tempels und somit der Anfang der Diaspora, die letztlich bis heute anhält, nahm jedoch am 10. Tevet mit der Belagerung Jerusalems durch Nebukadnezar ihren Lauf. Wir gedenken diesem schicksalhaften Tag durch Fasten und S‘lichotgebete. Der „Kizzur Schulchan Aruch“ verordnet: „Es ist ein Gebot durch die Worte der Propheten, an den Tagen, an denen unseren Vätern Leiden widerfahren sind, zu fasten; und der Zweck des Fastens ist, die Herzen zu erwecken, die Wege der Rückkehr (T‘schuva) einzuschlagen“. Darüber hinaus wurde der zehnte Tevet in unserer Zeit als der Allgemeine Tag des Kaddisch-Gebets festgelegt. Kurz nach der Staatsgründung Israels, bestimmte das das israelische Oberrabinat den 10. Tevet als den Allgemeinen Tag des Kaddisch (Jom Ha’Kaddisch Haklalli). Dieser Tag wurde dazu bestimmt, das Kaddisch-Gebet zum Seelenheil der unzähligen im Holocaust ermordeten Juden, deren genauer Todestag sich nicht bestimmen lässt, zu sprechen.

Einen leichten Fasttag - Zom kal….

*) Anmerkung: Die Zählung der Monate richtet sich nach dem Monat Nissan als ersten Monat, gemäß Schemot 12,2: „Dieser Monat sei euch das Haupt der Monate, der erste sei er euch unter den Monaten“.

Paraschat Vayechi

Mit der dieswoechigen Parascha Vayechi beenden wir das erste Buch der Thora, Sefer Bereschit. Dieses Buch wird auch als Sefer HaYaschar, d. h. als "das Buch der Gerechten" bezeichnet, dabei auf Avraham, Itzhak und Yaakov Bezug nehmend, die Gerechte waren.

"Die Taten der Erzvaeter sind Kennzeichen fuer ihre Nachfahren", sie sind ihnen Lehren fuer ihren Dienst an G"TT. Der Einfluss der Patriarchen beginnt so denn bereits mit Sefer Schemot, dem zweiten Buch der Thora, und erstreckt sich ueber den gesamten Tenach bis Sefer Divrei HaYamim. Weiterhin: "Sefer Divrei HaYamim" bedeutet soviel wie "Buch der Chroniken", darauf hinweisend, dass sich dieser Einfluss auch weiterhin durch die gesamte Chronik des Juedischen Volkes, d. h.  durch alle folgenden Generationen hinweg erstreckt.

Diese Parascha beginnt mit den Worten: "Und Yaakov lebte", dabei implizierend, dass mit "Yaakov's Leben" das "Buch der Gerechten" geschlossen wird. Yaakov Avinu wird hiermit zum dem Medium, mit dem der Einfluss der Erzvaeter auf alle Generationen des Juedischen Volkes uebertragen wird. Dieses spiegelt sich ebenfalls in dem Segen wieder, den Yaakov Avinu seinen Soehnen sowie seinen Enkelsoehnen Ephraim und Menasche ("Ephraim und Menasche sollen mir wie Ruven und Schimon sein") in dieser Parascha erteilt, und von denen die zwoelf Staemme Israels entstammen.

Wir finden diesen Gedanken auch in dem wieder, was unsere Weisen s. A. ueber unseren Erzvater Yaakov sagen: "Yaakov unser Patriarch starb nie; so wie seine Nachfahren weiterhin leben, so lebt auch er (Yaakov) weiter". Yaakov Avinu's Leben ist ewig, da er mit Thora gleichgesetzt wird. Und letztlich stattet er seine Nachfahren ebenfalls mit ewigem Leben aus; und zwar mit dem Leben, welches der Thora sowie den in ihr enthaltenen Mitzwoth entstammt.

* basierend auf Likutei Sichot, Schabbat Paraschat Vayechi 5752.

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