Vayeitzei - Torah Wochenabschnitt

BS“D


Rachel als Symbol fuer das Schicksal Israels


„Der Ewige aber gedachte der Rachel, und G“TT hoerte auf sie und oeffnete ihren Schoss. Und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Hinweggenommen hat G“TT meine Schmach. Und sie nannte seinen Namen Josef, sprechend: G“TT fuege mir einen anderen Sohn hinzu“ (Bereschit 30, 22-24). Rabbi Jakow Jizchak von Lublin sieht darin einen Hinweis darauf, dass die
Nachkommenschaft von Josef einst das gesamte juedische Volk aus dem Zustand der Schmach befreien wird. Und das Verweilen in der Galut ist ein solcher Zustand der Schmach. Einst wird Jeschua bin Nun aus dem Stamme Efrajim, Nachfahre Josefs, das
juedische Volk aus der Galut heraus in das gelobte Land fuehren. Unter Jeschua nimmt das juedische Volk das Land Israel in
Besitz. Die endgueltige Erloesung und Beendigung der Galut liegt jedoch noch vor uns und wird einst durch den Moschiach ben
Josef eingeleitet, der dem Erloeser aus dem Stamme Jehuda, Moschiach ben David, vorangehen wird.

Der Prophet Jirmejahu verknuepft die Trauer um den Zustand der Galut und der Hoffnung auf Erloesung aus dieser mit Rachel,
Josefs Mutter: „So spricht der Ewige: Eine Stimme der Klage wird in Rama gehoert, bitteres Weinen, Rachel weint um ihre
Kinder; sie verweigert es, sich troesten zu lassen ihrer Kinder wegen, denn sie sind verloren. Also spricht der Ewige: Halte
zurueck deine Stimme vom Weinen und deine Augen von Traenen, denn dein Muehen wird belohnt, ist der Spruch des Ewigen, und sie werden zurueckkommen aus dem Feindesland. Und Hoffnung ist fuer deine Zukunft gegeben, ist der Spruch des Ewigen, und es werden deine Kinder zurueckkehren in ihre Heimat“ (Jirmejahu 31, 15-17).

Rabbi Adin Steinsalz vertieft diesen prophetischen Gedanken: „Rachel bleibt lange Zeit kinderlos. Sie verharrt in einem
andauernden Zustand der Hoffnung ihres Traumes, dessen Erfuellung sie ersehnt. In diesem Aspekt zumindest ist Rachel Symbol
fuer das Schicksal des gesamten juedischen Volkes – eines in seiner existenziell tragischen Dimension auf seine Erloesung hin
ausharrenden G“ttesvolkes. Nicht von ungefaehr ist es in der Prophetie Jirmejahus gerade Rachel, die um ihre Kinder weint.
Es besteht insoweit eine deutliche Parallele zwischen der Tragoedie des von einer Galut zur naechsten wandernden Volkes,
welches auf die Erloesung aus diesem Zustand wartet und der Tragoedie Rachels als eine auf Mutterschaft wartende Ehefrau.
Rachel kann sich insofern persoenlich, wie auch in ihrer Rolle als Stamm-Mutter mit dem Schicksal Israels identifizieren.
In diesem Sinne kann die Galut als eine Art Fortsetzung des von Rachel erduldeten Schicksals verstanden werden: Zunaechst die
Erwartung, dann die Eroberung der Heimat und ihr anschliessender Verlust. So wurde Rachel bereits schon zur Zeit des Ersten
wie auch des Zweiten Tempels als Symbol fuer die Schechina im Galut gesehen, sowie fuer einen Traum, der auf seine Erfuellung
warten laesst.“

So ist es letztlich nicht verwunderlich, dass mit der Erfuellung von Rachels persoenlichem Traum, der Geburt Josefs, auch die
Erfuellung des Traums des gesamten juedischen Volkes eng miteinander verbunden ist: Naemlich die Erloesung aus der Galut, die
einst durch Moschiach ben Josef eingeleitet werden wird. Gluecklicherweise ist unsere Generation bereits Zeuge der ersten
sichtbaren Boten von Rachels Traum: „Es werden zurueckkehren deine Kinder in ihre Heimat“.

Schabbat Schalom!

* Nach Rabbi Jakow Jizchak von Lublin und Rabbi Adin Steinsalz