Daf Dewarim

Die Parascha in Kürze
  • Mosche hält kurz vor seinem Tod und dem Einzug des Volkes nach Eretz Israel vor ganz Am Israel eine Rede – über die Ereignisse der vergangenen 40 Jahre wird berichtet:
  • Das Fehlverhalten der 12 Kundschafter, dessen Folge die vierzigjährige Wanderung in der Wüste statt des direkten Einzugs ins Land war. Nur zwei Männer, die in Ägypten waren – Kalew und Jehoschua - dürfen ins Land einziehen
  • Weitere Stationen der Wüstenwanderung werden aufgezählt
  • Die siegreichen Kriege mit Sichon und Og und die Weisung an Jehoschua, daraus Mut zu schöpfen, das Land Kanaan einzunehmen.

Torah_scroll„Konzept“ der Woche

Mosche fängt das neue Buch an und erzählt den Juden alle Geschehnisse der 40 Jahre in der Wüste. Er erwähnt, wie ihm die Arbeit zu viel geworden ist. „Ich kann euch alleine nicht tragen …. Wie soll ich alleine eure Last und euren Streit tragen?“ (1:8 und 12). Mosches Aussage beginnt mit dem Wort „ejcha“, was „wie" bedeutet.

Dieses Wort, bemerken unsere Weisen, wird auch von zwei Propheten benutzt. Jeschajahu fragt sich: „Wie hat sich Jerusalem zu einer Stadt der Unzucht entwickelt?" (Jeschajahu 1:21) und direkt danach fragt der Prophet Jirmijahu, nachdem man Jerusalem schon zerstört hatte: „Wie ist diese Stadt so leer geblieben…?" (Eicha 1:1) Alle haben sich zu verschiedenen Ereignissen dieselbe Frage gestellt! Wie konnte dies überhaupt geschehen! Eine ganz einfache Frage, aber eine sehr schwerwiegende!

Was aber bedeutet diese Frage? Mosche hat Am Israel auf hohem spirituellem Niveau erlebt und gesehen, dass obwohl es in der Wüste Großes erreicht hat, es das Volk nicht geschafft hat, auf Streit zu verzichten und ihn nicht zu belasten. Genauso fühlen die anderen Propheten. Nicht immer kann man wirklich eine Situation verbessern, doch wenigstens muss man sich erst einmal fragen „Wie!?" Nur wenn sich ein Mensch erst einmal ehrlich fragt, warum er überhaupt auf diese niedrige Stufe gesunken ist, kann er versuchen sich zu bessern.

Die drei Propheten lebten zu unterschiedlichen Zeiten - als die Nation auf einem hohen und auf einem niedrigeren spirituellen Niveau war - aber jeder fragte doch „Wie!?"Jeder Mensch, der sich irgendwie entwickeln will, weiß, dass der erste Schritt dazu immer die Bereitschaft ist, etwas zu tun und das Einsehen, dass etwas getan werden muss.

„Biographie“ der Woche

Rabbi Esriel Hildesheimer- Jahrzeit 4. Aw

Rabbiner Esriel Hildesheimer wurde 1820 in Halberstadt als Sohn eines Rabbiners geboren. Im Alter von siebzehn Jahren zog er nach Altona, um an der Jeschiwa von Rabbiner Jakob Ettlinger (Autor des „Aruch LaNer“) zu lernen, wo auch Isaak Bernays einer seiner Lehrer war. Zeitgleich erwarb er die Hochschulreife und nahm 1840 ein Studium (u.a. der Mathematik und Philosophie) an der Universität Berlin auf. Er promovierte 1844 in Halle zum Thema „Über die rechte Art der Bibelinterpretation“ und wurde 1851 Rabbiner im damals Österreich-Ungarischen Eisenstadt. Dort gründete er eine jüdische Schule und eine Jeschiwa, die beide auch säkulare Fächer unterrichteten. Für die älteren Schüler hielt er gerade die Vermittlung von Mathematik für wichtig, um dadurch besser Gemara lernen zu können. 1869 berief ihn die Berliner orthodoxe Gemeinde Adass Jisroel als ihren Rabbiner. In Berlin begründete er 1873 das „Rabbinerseminar für das orthodoxe Judenthum“, aus dem berühmte Rabbiner wie Joseph Zwi Carlebach und Schlomo Wolbe hervorgingen.

Für Rabbiner Hildesheimer war weltliches Wissen in erster Linie ein Hilfsmittel, um die Tora besser zu verstehen, aber gleichzeitig wollte er den Absolventen seines Rabbinerseminars das Rüstzeug geben, den Reformern Auge in Auge entgegentreten zu können. Er kämpfte energisch gegen alle Bestrebungen der Vertreter des liberalen Judentums. Er starb 1899 in Berlin.

 

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel

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