Paraschat Tasria-Hachodesch

Die Parascha in Kürze
  • Eine Frau bringt nach einer Geburt ein Sühneopfer und erst dann ist sie wieder rein, um in den Tempel zu gehen
  • Ein Mensch, der Aussatz bekommt, wird unrein und muss sich eine Woche absondern, bis dieser verheilt ist. Nach einem Reinigungsprozess wird er wieder rein. Aussatz kann nicht nur auf Körper oder Haut entstehen, sondern auch auf Kleidung oder einem Haus. Auch da muss man einen Prozess durchlaufen und das Kleid bzw. das Haus reinigen.
  • Die verschiedenen Wege, wie ein Mann bzw. eine Frau unrein wird. Eine Frau, die menstruiert, muss nach sieben reinen Tagen in die Mikwe gehen

Torah_scroll„Konzept“ der Woche

Der Beginn unseres Wochenabschnitts handelt von der Unreinheit, die eine Frau durch das Gebären auf sich bringt. Sie darf erst vierzig Tage nach der Geburt eines Sohnes bzw. achtzig Tage nach der Geburt einer Tochter ein Opfer bringen und ist dann wieder rein. Es ist nicht nur schwer verständlich, dass eine Frau durch eine Geburt unrein wird, sondern es ist auch merkwürdig, dass an dieser Stelle das Gesetz der Beschneidung eines Sohnes am achten Tag erwähnt wird. Eigentlich hat diese Unreinheit nichts mit dem Gesetz zu tun, dass man am achten Tag die Brit Mila durchführen muss.

In der Haggada lesen wir, dass das Leid der Juden schon sehr früh begann. Lawan wollte Jakow vernichten und war in diesem Sinne schlimmer als Pharao, der ja nur die männlichen Juden töten wollte. Doch Lawan wollte auch die Frauen töten. Worin besteht der Unterschied, dass wir daher Lawan als den größeren Bösen ansehen?

Der Mann ist immer das Symbol der Weisheit und wird deswegen in der Kabbala „Chochma (Weisheit)“ genannt, während die Frau „Bina (Verstand)“ genannt wird. Das tiefe Verständnis dieses Ansatzes ist weit von uns entfernt, aber die ganz einfache Erklärung dazu lautet, dass der Mann derjenige ist, der die Basis der Dinge weiß und damit sein Dasein gestaltet. Der Frau genügt jedoch nicht das Wissen allein, denn sie muss es ausführen und zum Ausdruck bringen. Ein Weg, wie sie die vom Mann genommene Weisheit zum Ausdruck bringt, ist, indem sie die die Fortsetzung in die nächste Generation sichert. Sie nimmt die Weisheit des Mannes und benutzt sie nicht nur als Idee, sondern als wichtiges Teil der Menschheit.
Hier liegt der Unterschied zwischen Lawans und Pharaos Taten. Lawan wollte sich gegen die Existenz der Nation stellen. Er wollte alle vernichten und niemand besaß für ihn das Recht auf Existenz. Pharao hingegen wollte nur die Ideologie der Juden austilgen, aber das Körperliche durfte bleiben. Aber da kommen zwei Frauen, Jochewed und Mirjam, und retten die Männer, denn die Ideologie hat nur einen Wert, wenn sie zum Ausdruck kommt und das Wissen nicht nur Theorie bleibt.

Obwohl die Fortsetzung durch die nächste Generation ein großes Beispiel dafür ist, wie man die Ideen des Mannes zum Ausdruck bringen kann, muss man da eigentlich doch etwas mehr tun. Die Gefahr, allein darin ein Resultat zu sehen, ist groß. Jede Mutter weiß allerdings, dass die Arbeit hier nicht endet. Wie schwer auch immer eine Schwangerschaft sein kann, ist jedoch die Arbeit der Kindererziehung noch um einiges schwerer. Diese Idee erklärt uns ein wenig, warum die Frau direkt nach der Geburt bis zur Beschneidung unrein wird. Denn trotz der großen Tat muss sie sich erinnern, dass dies nur der Anfang war und die Arbeit ständig weiter geht. Beim ersten Erfüllen der Gesetze kommt die Reinheit zurück, denn man hat den Punkt erfasst, dass man mehr tun muss, um die „Bina“ als Frau zu Resultaten zu bringen.

„Biographie“ der Woche

Rabbi Jitzchak Meir Alter – Chidduschei HaRim, Jahrzeit 23. Adar

Rabbi Jitzchak Meir Alter wurde 1799 in Polen geboren. Er wuchs in einer distinguierten rabbinischen Familie auf und zeigte früh eine geniale Begabung in Talmudstudien. Er gehörte zu den Schülern und Anhängern des Maggid von Kozhnitz, von Rabbi Simcha Bunim von Pschis‘cha und des Kotzker Rebben, der sein Schwager wurde. Nach dessen Tod 1859 wurde er zu seinem Nachfolger erkoren und schließlich wurde er der Begründer der Chassidut Ger, benannt nach dem Ort in Polen, wo er ansässig war. Er war eine wahrhafte Führungspersönlichkeit, der sich um alle Belange seiner Chassidim warmherzig kümmerte. Gegen die an Einfluss gewinnende Haskala nahm er energisch Stellung, was sogar zu einer Festnahme seitens der Behörden führte. Seine Einstellung zum Chassidismus betonte das Torastudium und ein ständiges Arbeiten an einer positiven Persönlichkeitsentwicklung gemäß der Tora. Sein Ansatz, der von seinem Enkelsohn Jehuda Arje Leib Alter, dem Sfas Emes, fortgeführt wurde, wurde von so vielen polnischen Juden aufgegriffen, dass die Gerrer Chassidim die größte chassidische Gruppe im Vorkriegspolen bildeten und sehr einflussreich wurden.

In seinem Privatleben musste er den Tod all seiner vierzehn Kinder zu seinen Lebzeiten hinnehmen, wovon die meisten schon im Kindesalter gestorben waren. Er ist auch unter dem Namen Chidduschei HaRim bekannt, der der Titel seines Buches mit Talmudkommentaren und Kommentaren zum Schulchan Aruch ist. Der Chidduschei HaRim starb im Jahre 5629 (1866).

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel

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