Paraschat Chaje Sara

Die Parascha in Kürze
  • Sara stirbt und Awraham kauft in Hebron eine Ruhestätte, die später auch den drei Vätern dienen wird – die Höhle Machpela.
  • Awraham sucht eine Frau für seinen Sohn Jitzchak und schickt seinen Diener Elieser
  • Elieser entscheidet sich für Riwka, die durch gute Taten bewiesen hat, die richtige Frau für Jitzchak zu sein
  • Jitzchak heiratet Riwka
  • Awraham stirbt im Alter von 175 Jahren

„Dwar“ der Woche

(Bereschit 24;2&3) „Da sprach Awraham zu seinem Knecht, dem Ältesten seines Hauses, der über alles Sei-ne waltete: lege doch deine Hand unter meine Hüfte… Ich will dich bei G"tt, dem G"tt des Himmels und G"tt der Erde, schwören lassen, dass du für meinen Sohn keine Frau von den Töchtern des Kanaaniters nehmest, in des-sen Mitte ich wohne."

Auf den ersten Blick scheinen sich diese zwei Verse zu widersprechen. Der erste Vers beschreibt, wie Awraham seinem Knecht Elieser blind vertraut, denn es steht geschrieben: „der über alles Seine waltete." Elieser war sozusagen der Generalsekretär Awrahams, der alle Entscheidungen im Hause traf. Hingegen sagt uns die Tora im zweiten Vers, dass das Vertrauen zu Elieser nicht groß genug ist, als es darum geht, eine Frau für Jitzchak zu finden. Awraham lässt Elieser schwören, für Jitzchak eine passende Frau zu finden. Wie ist dieser Widerspruch zu verstehen?

Die Antwort ist, dass sich unser Leben auf zwei Ebenen abspielt. Wir haben eine materielle Ebene, auf der wir unser Leben bewältigen müssen, aber außerdem noch eine spirituelle Ebene, auf der wir leben. Awraham vertraute Elieser und dieses Vertrauen war groß genug, um ihn seine materiellen Güter verwalten zu lassen, z.B. seine Finanzen, Arbeiter, Felder und Vieh. Aber als die geforderte Aufgabe den spirituellen Teil berührte, nämlich eine Frau für sei-nen Sohn zu finden, die zugleich die Mutter der nächsten jüdischen Generation sein würde, war es Awraham wichtig, von Elieser auch in diesem Bereich einen Beweis für seine Zuverlässigkeit zu erhalten. Genau deshalb verlangte er einen Schwur von ihm. Elieser hat ihn ohne zu zögern geleistet, und damit gezeigt, dass er auch im Spirituellen Awraham folgt. Er hätte ja auch beleidigt sein können und den verlangten Schwur als Misstrauensvotum auffassen können, aber er hat sofort verstanden, worum es geht und hat den Schwur geleis-tet. Daraus können wir entnehmen, dass Vertrauen in materiellen Dingen noch lange nicht bedeutet, dass das gleiche Vertrauen auch auf spiritueller Ebene gerechtfertigt ist, denn das Zweite bedarf besonderer Prüfung und Vorsicht.

„Konzept“ der Woche

Awraham sucht eine Frau für seinen Sohn Jitzchak und schickt seinen treuen Diener Elieser, um sie zu finden. Er begnügt sich aber nicht mit einer Bitte, sondern verlangt sogar einen Schwur, dass Elieser nur eine Frau nimmt, die alle Bedingungen erfüllt. Elieser ist überzeugt, dass er in Riwka die richtige Wahl getroffen hat und bringt sie in Awrahams Haus. Erst als Riwka Jitzchak heiratet und in das Haus ein-zieht, wird klar, dass sie die richtige Frau ist. Wie kam es dazu?

Unsere Weisen erzählen uns, dass es drei Wunder in Saras Zelt gab, solange sie lebte. Jede Woche war ein spezieller Segen im Teig der Challot für Schabbat, die Schabbatlichter brannten die ganze Woche und eine Wolke war immer über ihrem Zelt als Zeichen der Nähe G―ttes. Als Riwka ins Haus kam und die Wunder zurückkehrten, die seit Saras Tod verschwunden waren, erkannte man, dass sie wirk-lich die richtige Frau war. Wie konnte man an diesen Zeichen erkennen, dass sie die Frau war, die zur Mutter der Nation werden sollte?

Jedem Menschen wird die Erziehung der nächsten Generation anvertraut. Die Erziehung der Kinder ist Aufgabe der Eltern. Doch sie ist aufgeteilt. Die Auf-gabe des Vaters gleicht nicht der Aufgabe der Mutter. Der Vater muss das Kind lehren, wie man den Herausforderungen des Lebens verstandesmäßig begegnen kann. Doch genügt das nicht, um das Leben zu meistern. Ohne das Gefühl kann jegliches Wissen nicht helfen. Nur die Mutter kann im Hause die At-mosphäre und Stimmung von Leben gestalten. Im Judentum ist es der Vater, der die Kinder die Gesetze lehrt. Doch jüdisches Leben bedeutet nicht nur Regeln zu befolgen. Man muss sie mit Leben füllen. Dieses Gefühl kann uns nur die Mutter geben. Man versucht heute, Frauen die Gleichberechtigung zu geben. Ob das im Judentum auch so sein sollte, ist fraglich, aber eines ist sicher: sogar wenn die Frau nicht gleichberechtigt ist, bedeutet das nicht, dass ihre Arbeit weniger wichtig ist. Das größte Wissen kann ihren Anteil nicht ersetzen.

Saras Haus hatte G―ttes Segen, weil sie so gelebt hat. Die Wolke, die uns die Präsenz G―ttes beweist, und das Licht, das immer gebrannt hat und das Ge-fühl eines jüdischen Hauses gab, haben uns das Ide-albild eines jüdischen Hauses vermittelt. Erst als man diese Zeichen bei Riwka gesehen hatte, wusste Jitzchak, dass sie die Kinder in diesem Sinne erziehen wird.

„Midrash" der Woche

Awraham muss seine Frau Sara begraben. In Vers 23:2 steht, dass er eine Trauerrede gehalten und geweint hat. Doch in dem Wort „weinen― wird ein Buchstabe kleiner geschrieben als alle anderen normalerweise in der Tora. Warum?

Der Midrasch erzählt, dass Sara bei Erhalt der Nachricht über den Tod ihres Sohnes Jitzchak auf dem Altar gestorben ist. Der Bote hatte noch nicht zu Ende gesprochen und ihr vom Überleben ihres Sohnes berich-tet, sondern sie starb sofort. Unsere Weisen sagen, dass es der Jetzer Hara, der böse Trieb, war, der versuchte diese große Prüfung Awrahams so zu einem schlechten Abschluss zu bringen. Aber trotz der Trauer über den Verlust seiner Frau, zeigte Awraham keinerlei Reue, sich der Prüfung unterzogen zu haben. Sogar das Weinen hat er in der Öffentlichkeit nur begrenzt ge-zeigt, damit niemand meinen könnte, er empfinde auch nur die mindeste Reue.

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel